Blech-Blog

Fuchsjagd und Fuchsen-Traum

Die Jagd hat in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition, aber manche Formen, wie z.B. die Hetzjagd auf Füchse, sind sehr umstritten. Der couleurstudentische  Fuchs, dessen Bezeichnung sich wahrscheinlich nicht vom Tier ableitet, genießt heutzutage zumeist ganzjährige „Schonzeit“.

10a_Fuchsjagd KHM

Paul de Vos, 17. Jhdt. (KHM Museumsverband)

Der Übergang vom waldbewohnenden Früchtesammler zum jagenden Steppenbewohner war für unsere Vorfahren zu Urzeiten ein wichtiger Schritt im Zuge der Entwicklung vom Affen zum Menschen. In Ermangelung einer mit Raubtieren vergleichbaren Konstitution erforderte diese Veränderung völlig anderer Jagdmethoden, wobei das durch den Konsum von tierischem Eiweiß im Lauf von Jahrmillionen im Vergleich zu anderen Primaten deutlich gewachsene Gehirn der Urmenschen eine wesentliche Rolle spielte (eine Tatsache, die von heutigen Vegetariern oder gar Veganern gerne verdrängt wird). Sie erlernten den Gebrauch von Werkzeugen und erfanden Waffen, mit denen sie ihre Jagderfolge verbessern konnten. Die frühen Menschen – die Entstehung des homo sapiens wird von der Wissenschaft etwa vor 200.000 Jahren datiert – konnten ihren Fleischbedarf ausschließlich durch die Jagd decken. Die Domestizierung von Nutztieren fand nämlich erst im Laufe der Jungsteinzeit, also etwa 10.000 v.Chr., statt.

 

Machen wir einen großen gedanklichen Sprung und schauen uns kurz die Bedeutung der Jagd vom Mittelalter bis zur Gegenwart an. Seit jeher war das Recht der Jagdausübung eng mit dem Grundbesitz verbunden und stand bzw. steht daher nur den – früher ausschließlich adeligen – Grundherren zu. Das lebende Wild gilt nämlich auch nach heutigem Recht als unbewegliches Zugehör zum Grund und Boden und erst das erlegte Wildbret ist eine bewegliche Sache (so eine Definition kann auch nur Juristen einfallen). Wilderei zwecks Nahrungsaufbesserung der oft notleidenden Landbevölkerung wurde streng bestraft, aber trotzdem – oder gerade deshalb – wurden manche Wilderer von ihrer Umgebung beinahe wie Helden verehrt. Der Hochadel benötigte die Jagdbeute hingegen kaum zur Nahrungsbeschaffung, sondern jagte primär zur Unterhaltung und zwecks Sammlung von Trophäen. Die unzähligen Hirschgeweihe, Rehkrickerl und ausgestopften Präparate, die in den Schauräumen vieler Schlösser besichtigt werden können, belegen diese Leidenschaft. Auch Kaiser Franz Joseph liebte die Jagd und soll es während seiner langen Lebenszeit auf rund 55.000 Abschüsse gebracht haben. Dabei nimmt sich diese enorme Anzahl gegen den Weltrekord von etwa 278.000 Abschüssen, die sein Neffe Franz-Ferdinand in seinen 51 Lebensjahren, die ihm vergönnt waren, getätigt hat, beinahe bescheiden aus. Diese unglaublichen Abschusszahlen sowie die auch heutzutage beliebten Einladungen von „Geschäftsfreunden“ zu Gesellschaftsjagden begründen den schlechten Ruf, den die Jagd in weiten Teilen der Bevölkerung hat.

Obwohl ich selbst kein Jäger sondern ein Tierfreund bin, habe ich für die Jagd im Rahmen der Hege und Pflege durchaus Verständnis. Da der Mensch in unseren Breiten die natürlichen Feinde des Rot-, Reh- und Schwarzwildes nahezu ausgerottet hat, muss nun er dafür sorgen, dass die land- und forstwirtschaftlichen Kulturen nicht durch eine überproportionale Vermehrung des Schalenwilds nachhaltig geschädigt werden. Auch die Jagd auf Niederwild wie Hasen, Rebhühner und Fasane, die anschließend in den Bratpfannen landen, hat aus meiner Sicht ihre Berechtigung. Aber für den Abschuss seltener Vögel wie Auer- und Birkhuhn, Großtrappen, Greifvögel oder gar Eulen, nur um sich ein paar  Federn auf den Hut stecken oder den ausgestopften Balg an die Wand hängen zu können, habe ich kein Verständnis. Ebenso wenig erschließt sich mir die „Entnahme“ von seltenen Raubtieren wie Wölfen und Bären, die fallweise aus dem Ausland bei uns einwandern. In Slowenien, das in etwa so groß wie Niederösterreich ist und eine um mehr als 20% höhere Bevölkerungsdichte aufweist, leben angeblich rund 100 Bären und noch mehr Wölfe, ohne dass es zu großen Problemen kommt, wenn man vom gelegentlichen Riss von Haustieren wie Schafen absieht. Die Gefahr, die für Menschen von diesen scheuen Tieren ausgeht, ist minimal. Das Risiko von einem anderen Verkehrsteilnehmer – wie z.B. einem Radfahrer – „abgeschossen“ und verletzt zu werden ist ungleich größer und dennoch werden die Verursacher nicht zum Abschuss freigegeben.

Ein anderes Raubtier ist in Europa noch weit verbreitet: Der Rotfuchs. Dieser zählt zur Familie der Hunde (Canidae) von denen es mehr als 30 Arten gibt – vom kleinen Wüstenfuchs Fenek, über Schakale, Polarfüchse , Kojoten bis zu Wölfen – die über den Großteil der Erde verteilt leben. Die Füchse wurden in der Vergangenheit auf besonders grausame Weise gejagt. Nicht nur, aber vor allem in England erfreuten sich Hetzjagden, bei denen die bedauernswerten Tiere von Reitern zu Pferd mit ihren Hundemeuten bis zur Erschöpfung gejagt und von den Hunden zur Belustigung der zuschauenden „Jäger“ zerrissen wurden, großer Beliebtheit. Seit einigen Jahren ist diese Form der Jagd auf lebende Füchse in Europa zwar größtenteils verboten, aber dennoch beteiligen sich viele Briten am zweiten Weihnachtsfeiertag *) gerne an den traditionellen Fuchsjagden. Diese sind nicht unumstritten, weil die Hundemeute mitunter durch lebende Hasen oder Füchse von der künstlich gelegten Duftspur abgelenkt wird und diese Tiere dann entgegen des Verbots dennoch zu Tode gehetzt werden. Bei Naturschützern sind die schlauen Füchse hingegen sehr beliebt. In Österreich wurde der Rotfuchs zum Tier des Jahres 2025 gewählt.

Von Füchsen zu „Füxen“

 

Von Dr.cer. Mauritius gestaltete Couleurkarte

Auch im couleurstudentischen Bereich werden Füchse gern gesehen. Der Ursprung der Bezeichnung „Fuchs“ ist unbekannt und hat vermutlich nichts mit dem hundeartigen Raubtier zu tun. Er könnte eventuell auf das niederdeutsche Wort für Narr oder auf die lateinische Wurzel für Bodensatz (also die niedrigste Schicht) zurückgehen und wird teilweise auch „Fux“ geschrieben. Ich bevorzuge jedoch die im Comment des MKV gebräuchliche Schreibweise, zumal es in vielen Abbildungen üblich ist die Füchse in Tiergestalt darzustellen. Während die studentischen Füchse in früheren Jahrhunderten von den älteren Kollegen meist schlecht behandelt und ausgebeutet wurden, werden sie heutzutage im Allgemeinen von den Studentenverbindungen bestens gehegt und gepflegt, da sie akut vom Aussterben bedroht sind und das hat zwei Ursachen. Zum einen schaut es generell mit dem potentiellen Nachwuchs an „Mittelschülern“ immer schlechter aus, da der Anteil der männlichen katholischen Schüler, die sinnerfassend lesen und schreiben können und die Matura oder gar ein Hochschulstudium anstreben, stetig rückläufig ist. Weiters wird die „Jagd“ nach Spefüchsen dadurch erschwert, dass von der kleinen verbleibenden Menge ein großer Teil aus weltanschaulichen Gründen oder wegen zahlreicher anderer Hobbies bzw. Ablenkungen, von exzessiven Computerspielen bis zur intensiven Sportausübung, nicht für das Couleurstudententum zu begeistern ist. Und die wenigen, die dann übrig bleiben, haben auch nur eine sehr kurze „Lebenserwartung“ als Fuchs, bevor sie in den Burschensalon einziehen dürfen. So war es jetzt auch bei Tegetthoff. Nach einer rekordverdächtig kurzen Brandfuchsenzeit von nur einem Monat, in dem eine einzige Veranstaltung stattfand, bei der leider alle Füchse durch Abwesenheit glänzten, haben die BfBf Grotius und Napoleon ihrer Burschenprüfung erfolgreich abgelegt. Der dritte, sehr viel versprechende (im doppelten Sinn des Wortes) Fuchs, hat sich leider schon vor der Branderung in seinem Bau verkrochen und wurde seither nicht gesehen. Wir hoffen aber noch, dass er sich vielleicht doch wieder heraus traut …

So kam es, dass bei unserer gemeinsamen Weihnachtskneipe am 17.12.2024 gleich mehrere Zeremonien abgehalten wurden. Außer den beiden Burschungen bei Tegetthoff standen nämlich seitens Carolina noch eine Jubelband- und eine pro-meritis-Band-Verleihung am Programm. Aus diesem Grund hat die Feier nach Ablauf des akademischen Viertels ungewöhnlich pünktlich begonnen und das Präsidium, bestehend aus TEW Phil-x Lucullus und Ca Phil-xx Dr.cer. Archimedes, hat auch beim weiteren Ablauf besonders auf die Zeiteinteilung geachtet. Die in der Programm-Ankündigung geäußerte Hoffnung, dass bei der Veranstaltung mit Keksen für weihnachtliche Stimmung an der Kneiptafel gesorgt wird, wurde trotz ursprünglicher geäußerter Skepsis mancher Bundesbrüder, mehr als erfüllt. Neben Couleurdame Margarethe sorgten auch Archimedes, Augustus und Hagen (bzw. dessen leider an der Teilnahme verhinderte Gattin Ks Beatrix) für die reichliche Versorgung der Corona mit süßen Köstlichkeiten.

10_Burschung

Die erste Zeremonie nach der Begrüßung war dann, wie eingangs erwähnt, die Burschung. Der hohe FM Ovidius hielt die geplante Ansprache, aber Bb Dante ließ es sich als Leibbursch der beiden Brandfüchse nicht nehmen auch noch eine Rede zu halten, in der er die Bedeutung unserer Prinzipien erörterte und die bisherigen Aktivitäten der Kandidaten überschwänglich lobte. Nach der Zeremonie schenkte der hohe Philistersenior den beiden Neoburschen Grotius und Napoleon die ersten Exemplare des Stiftungsfest-Pins, der ab dem Neujahrsempfang für alle zum Kauf angeboten wird.

Nach einem kurzen Kolloquium folgte der nächste Akt: Dr.cer. Dietrich von Bern erhielt von Dr.cer. Archimedes nach dessen Laudatio das 75-Semester-Jubelband überreicht. Der Jubilar bedankte sich mit einer kurzen Ansprache sowie mit der von ihm schon zu Beginn der Kneipe dedizierten Bierspende in Form von 25 Litern des von ihm bevorzugten„16er-Blechs“, die im Verlauf des Abends von der stattlichen Corona sicherlich zur Gänze geleert wurden. Nach einer weiteren kurzen Pause folgte als dritte und letzte Zeremonie an diesem Abend die Ehrung des hohen Phil-x Carolinae, Bb Newton. In meiner Ansprache erinnerte ich die Corona an seine Anfänge bei Carolina, die er seinerzeit als Consenior selbst im Caro-As beschrieben hat. Danach wies ich auf seine lange, aber unauffällige Vordienstzeit als Philistersenior der Jahre 1984 bis 1996 hin, die auch ihn selbst ein wenig überraschte. Abschließend würdigte ich seine steile Karriere in der Verbindung, welche nach seiner Pensionierung mit dem Phil-xxx begann und nach einer Periode als Phil-xx in seiner aktuelle Amtszeit als Phil-x mündete. Nach nunmehr insgesamt 30 Semestern als Philistersenior hat er sich mit seiner ruhigen und besonnenen Art der Amtsführung das pro-meritis-Band Carolinae redlich verdient.

10a_Jubelban 10a_pro-meritis

Als Abschluss der drei Zeremonien wurde für alle vier Geehrten ein donnernder Festsalamander gerieben, bevor nach einem letzten kurzen Kolloquium die weihnachtliche Kneipe gemäß unserer Tradition mit dem Lied „Wieder flechten wir zum Kranze“ und ohne Absingen der Farbenstrophen beendet wurde. Zuvor betätigte sich Dr.cer. Mauritius noch als Weihnachtsmann, indem er alle Anwesenden mit je zwei Fläschchen Kaiserspritzer beschenkte, deren Etiketten die Portraits von Kaiserin Elisabeth bzw. Kaiser Franz Joseph zieren. Auch AH Augustus brachte ein Geschenk mit und überreichte dem Präsidium eine Flasche Danziger Goldwasser, deren Inhalt im Inofficium zur gemeinsamen Verkostung angeboten wurde. Die Corona ließ den Abend mit einem gemütlichen und verhältnismäßig langen Beisammensein ausklingen. In Anbetracht der besonderen Anlässe war die Weihnachtskneipe mit mehr als zwei Dutzend Teilnehmern endlich der schon lange ersehnte Höhepunkt des Semesters, bei dem neben vielen Bundesbrüdern beider veranstaltenden Verbindungen auch zahlreiche Gäste erschienen waren. Die Anwesenheit von drei Spefuchsen gibt Hoffnung, dass der Fuchsenstall nach den erfolgten Burschungen nicht ausstirbt, sondern bald neue Bundesbrüder aufgenommen werden, die unseren Traum wahr werden lassen, dass auch für uns 2025 das Jahr der Füchse wird.

 Text und Veranstaltungsfotos: DDr.cer. Raffael

 

*)   Zu Weihnachten ist die Jagd zwar nicht verboten, aber es ist auch bei uns üblich, dass die Jägerschaft aus Rücksicht auf die gläubige Bevölkerung zumindest am Nachmittag des 24. Dezembers sowie am Christtag auf die Jagdausübung verzichtet.

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