Bunt Gemischtes
Einer kritischen Betrachtung der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung, satirisch dargestellt mit Raffaels verbaler Farbpalette, folgt der Bericht über einen äußerst interessanten Vortrag zum Erbrecht.
Generation „Seifenblase“
Seifenblasen waren früher nur ein beliebtes Kinderspielzeug. Manchmal wurden und werden sie auch von Varietee- und Straßenkünstlern verwendet, die mit diversen Tricks und Riesenseifenblasen ihr Publikum verzaubern. In letzter Zeit ist es auch bei Hochzeiten modern geworden das Brautpaar nach der Trauung nicht mit Blütenblättern, Reiskörnern oder Konfetti zu bewerfen, sondern stattdessen mit Seifenblasen Glück zu wünschen, wozu an die Gäste beim Verlassen der Kirche spezielle kleine Seifenblasenspender verteilt werden. Diese Variante hat nebenbei den Vorteil hat, dass danach niemand den Platz säubern muss.
Meines Erachtens sind Seifenblasen auch ein gutes Symbol für die heutige Gesellschaft. Ich habe das Gefühl, dass vor allem ein Teil der Jugend die Resilienz einer Seifenblase hat. Während unsere Großeltern und Eltern Kriege und Katastrophen ohne psychologische Hilfe überstehen mussten und es trotzdem geschafft haben Nachfahren großzuziehen, die den Wohlstand des Landes und der eigenen Familie aufgebaut haben, den die nächste Generation vermehrt hat, brauchen manche Vertreter(innen) der gut behütet und bestens versorgt aufgewachsenen jungen Generation ein Kriseninterventionsteam, wenn ihr Goldhamster stirbt. Die Krisen der letzten Jahre waren sicher für viele wohlstandsverwöhnte Menschen eine ungewohnte und unangenehme Erfahrung. Aber es ist erschreckend und zugleich erschütternd, wie viele Personen sich nicht selbst zu helfen wissen, wenn ihre Träume platzen.
Rindviecher
Jeder Bauer weiß, dass man die Kuh, die man melken will, nicht schlachten darf. Dieses Wissen ist in der modernen städtischen Arbeitswelt, vor allem bei den sogenannten Interessensvertretern, aber scheinbar verloren gegangen. Sonst würden sie und manche Parteien nicht permanent für überzogene Lohnerhöhungen und gegen Erleichterungen für die heimische Wirtschaft kämpfen. In den letzten Jahren sind in Österreich zahlreiche kleinere und größere Unternehmen zahlungsunfähig geworden, wodurch auch viele Arbeitnehmer ihre Jobs verloren haben. Dabei meine ich jetzt nicht die Milliardenpleiten von Immobilienspekulanten und auch nicht die betrügerischen Konkurse von Kleinbetrieben, welche die Coronaförderungen eingesackt haben, um sich damit aus den Staub zu machen, sondern die Insolvenzen etlicher redlicher Industrie-, aber auch Handelsbetriebe, die wegen der gestiegenen Lohnkosten international nicht mehr konkurrenzfähig sind und deshalb das Handtuch werfen mussten. Während der Personalaufwand in den letzten Jahren überproportional angestiegen ist, sind die geleisteten Arbeitsstunden vor allem bei den ArbeiterInnen deutlich zurückgegangen, was den Aufwand je Produktionsstunde weiter in die Höhe schraubt. Durch die schwache Konjunktur sind jetzt einige vorausschauende Unternehmen gezwungen ihre Produktion ins billigere Ausland zu verlegen, bevor auch sie in wirtschaftliche Schieflage geraten. Dies wird ihnen dann noch vorgeworfen, weil sie in der Vergangenheit ja eh Gewinne gemacht haben. Aber was wissen Rindviecher selbst schon vom Melken und Schlachten? Bevor die Gewerkschafter bei Gehaltsverhandlungen klein beigeben, drohen sie mit Streiks, welche die Wirtschaft noch mehr schädigen und sägen lieber den Ast ab, auf dem ihre Mitglieder sitzen, weil sie sich darauf verlassen, dass diese vom österreichischen sozialen Netz aufgefangen werden.
Arme Millionäre
Als Reaktion auf die überzogene Armutsdebatte in Österreich erklärte unser Herr Bundeskanzler, dass die billigste warme Mahlzeit, die sich jeder leisten kann, ein Hamburger sei und er wurde dafür vor allen Seiten verspottet. Vielleicht hat diese Aussage ihm und seiner Partei sogar bei der Nationalratswahl im September ein paar Wählerstimmen gekostet. In den USA wäre ihm das nicht passiert. Dort ließ der frisch wiedergewählte Blondschopf in seinem Privatjet seinem stromgeladenen Wahlhelfer und Auto-Supermilliardär sowie einigen anderen Parteifreunden auch nichts anderes als Pommes und Burger auftischen. Dafür servierte er den Bürgern schon zwei Wochen nach der Wahl seine zukünftigen Minister, während in Österreich mehr als zwei Monate nach der Wahl noch nicht einmal feststeht, ob die von oben erwünschte Koalition überhaupt zustande kommt.
Farbenlehre
Apropos Koalition: Dass Ampeln (und andere Farbmischungen) vermehrt zu Ausfällen neigen, wurde zuletzt in Deutschland wieder einmal bewiesen. Daher ist es kein Wunder, wenn viele Menschen in Österreich für die bevorstehende Dreier-Kombination schon von vorne herein Schwarz sehen, aber weniger im parteipolitischen, sondern eher im maltechnischen Sinn. Wenn man nämlich mehrere unterschiedliche Farben vermischt und lange genug umrührt, wird daraus ein unansehnliches Schwarz oder „kulinarisch“ ausgedrückt, bleibt statt einem bunten Zuckerl nur Bärendreck übrig.
Quod erat demonstrandum
Unglaublicher Erfolg für den Blech-Boten! Es ist erstaunlich wer scheinbar aller unsere Homepage liest. Im Artikel „Zwickmühle“ (Blech-Blog vom 4.10.2024) habe ich über eine Einschränkung von Demonstrationen nachgedacht. Und schon kurz darauf wurde dieser Wunsch anscheinend von der Landespolizeidirektion Wien erhört! Nach jahrelangen Behinderungen bei Donnerstags-Demonstrationen oder durch Aktivisten der letzten Generation, die sich auf den Straßen festgeklebt haben, wurde (gefühlt erstmals) eine Kundgebung verboten.
Laut einer Pressemeldung wurden zwei für den ersten Adventsamstag angekündigte Versammlungen für Frieden und Neutralität untersagt. Diese waren „so nebenbei“ auch gegen die geplante Zuckerlkoalition gerichtet. Die Demos wurden zuerst verboten, weil sie das Recht der Erwerbsfreiheit der Betriebe in den betroffenen Einkaufsstraßen und den unbeeinträchtigten Verkehrsfluss einschränken. Als ob das bei all den linken Demos, die in der Vergangenheit immer mit dem Argument der Versammlungsfreiheit genehmigt wurden, je anders gewesen wäre. Dann wurde sie in Form einer Standdemonstation – ausgerechnet am Heldenplatz (!) – doch erlaubt, wobei der Versuch die Teilnehmer dort einzusperren misslang. Auch wenn man nicht zu den Fans der Organisatoren zählt, hat man den Eindruck, dass Österreich mit diesem allen Anschein nach politisch motivierten Verbot einen Schritt näher an autoritäre Staaten herangerückt ist, gegen die man sonst stets wettert, wenn der Wind aus der falschen Richtung weht.
Rote Linien
Wie nicht anders erwartet, gestalten sich die Verhandlungen der beiden ehemaligen Großparteien aufgrund ihrer nahezu diametral gegensätzlichen Parteiprogramme äußerst zäh. Während sich die eine Seite darauf eingeschworen hat im Sinne eines Kurswechsels nach dem Vorbild von Robin Hood den Reichen zu nehmen, um es an die Armen umzuverteilen, beharrt die andere – meines Erachtens völlig zurecht – auf der Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich und sieht Vermögens- und Erbschaftsteuern als rote Linien an. Eine Erhöhung der Grundsteuern wird hingegen nicht ausgeschlossen. Das erscheint auf den ersten Blick nachvollziehbar – aber wer soll das bezahlen?
Die (Land)Wirtschaft würde durch höhere Grundabgaben in ihrer Wettbewerbsfähigkeit weiter eingeschränkt. Und wenn diese wie bisher als Betriebskosten an die Mieter von Wohnungen weiterverrechnet werden können, trifft sie letztlich alle Bürger die ein selbst gemietetes oder gekauftes Dach über dem Kopf haben und nicht unter der Brücke schlafen müssen. Wenn hingegen die Grundsteuer und womöglich auch andere Betriebskosten nicht mehr an die Mieter überwälzt werden dürfen – wofür sich die Arbeiterkammer schon seit einiger Zeit stark macht – handelt es sich um nichts anderes als eine versteckte Vermögensbesteuerung durch die Hintertüre! Im Übrigen würde dadurch eine neue Ungerechtigkeit geschaffen, weil z.B. die Eigentümer eines kleinen, selbst bewohnten Häuschens ihre Grundsteuern selbst bezahlen müssten, während der Mieter einer Luxusvilla oder eines Dachgeschoß-Apartments davon verschont bliebe. Bleibt zu hoffen, dass die Verhandler diese Falle erkennen und sich nicht von den Roten über diese Linie ziehen lassen.
Zum Sterben zu viel, zum Erben zu wenig …
Das Thema Erbschaftsteuer leitet zum Rückblick auf unsere letzte Veranstaltung über. Am 3.12.2024 fand der WA „Sterben und Erben“ statt, bei dem Bb Ovidius aufgrund seiner Erfahrung als Notar über Aspekte des österreichischen Erbrechts referierte. Dabei kam ihm auch seine Erfahrung als Universitätslektor zugute und er verwöhnte die zahlreichen Zuhörer mit einem professionell erstellten und äußerst umfangreichen Skriptum. Wie erwartet hat dieses Thema vorwiegend die älteren Semester angesprochen, obwohl ja gerade die Jüngeren üblicherweise die Nutznießer von allfälligen Erbschaften sind. Erfreulicherweise wurde die Corona auch durch einige Zuhörer aus anderen Corporationen bereichert. Bedauerlicherweise war aber kein einziger unserer Füchse anwesend, weshalb sich auch niemand um die Kombüse gekümmert hat und die Würstel, die der hohe FM Ovidius eingekauft hatte, mangels „Personal“ für die Zubereitung, aber auch aufgrund der fehlenden Vorankündigung, dass es etwas zu essen geben wird, keine Abnehmer fanden. Andererseits wäre ohnedies wenig Gelegenheit zum Konsumieren gewesen, da das interessierte Publikum zahlreiche Zwischenfragen stellte. Obwohl der Wissenschaftliche Abend dadurch fast zwei Stunden dauerte und der Vortrag erst um 22 Uhr endete hielten auch jene Alten Herren, die sich üblicherweise früher auf den Heimweg machen, problemlos bis zum Ende durch.
Erwähnenswert ist noch, dass DDDr.cer. Brutus vor Beginn des Vortrags den von ihm und seiner Frau, Fahnenmutter Ks Elektra, gestalteten Stiftungsfest-Kalender präsentierte. Aus Anlass des bevorstehenden Jubeljahres 2025 haben sie mit den Couleurkarten-Motiven der Tegetthoff zwölf Monatsblätter geschmückt und dafür ein Kalendarium nur mit Zahlen, ohne Wochentage, verwendet, damit das Werk als ewiger Kalender, z.B. als Verzeichnis von Geburts- oder anderen Gedenktagen, verwendet werden kann. Das Deckblatt ziert das Stiftungsfest-Logo. Der Kalender wurde gleich nach dem Vortrag zum Verkauf angeboten, wovon einige Bundesbrüder Gebrauch machten. Alles in allem war es für die Anwesenden ein sehr gelungener Abend, wenn man davon absieht, dass fast aller jüngeren Bundesbrüder fehlten, welche eigentlich das Erbe unserer 100-jährigen Verbindungsgeschichte in die Zukunft weitertragen sollen.
Text und Bild: DDr.cer. Raffael
Foto vom WA: Couleurdame Diana