Blech-Blog

Jetzt haben wir den Salat!

Es hat sehr lange gedauert bis der Regierungs-Salat – sprich: die neue Koalition – zustande kam und wem der (bzw. die) schmeckt bleibt abzuwarten. Der Heringsschmaus bei Carolina hat hingegen allen bestens gemundet.

Am 29. September 2024 fand die letzte Nationalratswahl in Österreich statt. Deren Ergebnis war eine sehr deutliche Veränderung im Machtgefüge der politischen Parteien. Vom Ausland, insbesondere von unseren deutschen Lieblingsnachbarn, wurde dieser „Rechtsruck“ gerne kritisch kommentiert, obwohl rechtspopulistische Parteien auch in einigen anderen Westeuropäischen Demokratien  (z.B. Italien, Frankreich und Niederlande) schon seit einiger Zeit im Aufschwung sind und in manchen Ländern bereits in der Regierung sitzen. Bei der Bundestagswahl im Februar wurde die von den Roten angeführte „Ampel-Koalition“ dann gehörig abgestraft und unser Nachbarland hat gewaltige blaue Flecken bekommen. Die rechtsextreme AfD war der größte Wahlsieger und hat das ehemalige Ostdeutschland nahezu flächendeckend blau eingefärbt. Dennoch belegte sie insgesamt nur den zweiten Platz, weil die christliche Union aus CDU und CSU – gestärkt aus ihrer Oppositionsrolle – als deutlicher Wahlsieger hervorging. Daraus könnten unsere Konservativen vielleicht etwas lernen. Bei den Ende Jänner abgehaltenen Gemeinderatswahlen in Niederösterreich konnten die Schwarzen bzw. Türkisen (welche Farbe gilt jetzt eigentlich?) ihre Vormachtstellung zwar in den meisten Gebieten (abgesehen von den traditionell roten Industriezonen und größeren Städten) behaupten, aber es gab auch Ausnahmen. Erstmals mussten einige Bürgermeister – darunter auch einer unserer Bundesbrüder – ihre Sessel räumen und an Blaue übergeben.

3a_Zwerge

3a_türkise_Zwerge
Beim Faschingsumzug in Oberlaa bewies die Favoritner Bezirksgruppe Humor
und zeigte sich der Bedeutung ihrer Partei in Wien sehr bewusst …

Doch zurück zur österreichischen Nationalratswahl. 155 Tage, also mehr als 5 Monate nach dem Wahltag, wurde vom HBP unsere neue Bundesregierung angelobt. Die Schuld daran, dass der Regierungsbildungsprozess diesmal zweieinhalbmal so lange wie im Durchschnitt 1) bzw. zwei Monate länger als die bisher längste Koalitionsverhandlung dauerte, liegt nicht zuletzt beim Hausherrn der Hofburg. Nachdem er im ersten Anlauf dem Wahlsieger den Regierungsbildungsauftrag verweigerte wollte keiner der beiden Wahlverlierer von seinem hohen Ross herabsteigen und dem anderen Zugeständnisse im Interesse unseres Landes machen, anstatt stur auf die eigene Klientelpolitik zu beharren. Den Ausschlag gab schließlich, dass der rosa Zuckerguss, der die widerstrebenden Interessen überdecken und die knappe Mehrheit von türkis-rot im Parlament absichern sollte, an dem Hick-Hack zerbrach und die Rosaroten aus den Verhandlungen ausstiegen. Dadurch kamen im zweiten Anlauf doch noch die Blauen unter Zugzwang und mussten sich einen Verhandlungspartner suchen. Nachdem der Ex-Bundeskanzler bei den Koalitionsverhandlungen gescheitert war, bewahrte er zumindest insofern Haltung, als er bei seinem Wahlversprechen blieb und lieber zurücktrat, als mit den Blauen zu verhandeln. Seine Nachfolge als Parteichef trat der vormalige Generalsekretär der Volkspartei an, der laut Kurier in seiner MKV-Verbindung angeblich „Sturmi“ gerufen wird. ²) Er war der einzige, der –entgegen seiner vor der Wahl geäußerten Ansichten zum blauen Parteichef – zu Verhandlungen mit diesem bereit war. Allerdings machte ihm der kleine Blaue einen gehörigen Strich durch die Rechnung, da er meinte – gestärkt durch das Scheitern der anderen Parteien – seine Großmannssucht ausleben zu können und mit immer mehr überzogenen Forderungen den Bogen solange (über)spannte, bis er brach. Wer weiß, ob er sich das in einer ersten Verhandlungsrunde auch getraut hätte. Doch so bewiesen die Blauen, dass sie offenbar nicht regierungsfähig sind, sondern lieber in der Opposition bleiben, als nur ein wenig nachzugeben.

Im dritten Durchgang und nach etlichen weiteren „Durchgängen“ durch die berühmteste Tür des Landes – jener Tapetentüre die ins Zimmer des HBP führt – konnten sich die drei Parteien der ersten Runde dann doch noch auf eine gemeinsame Zusammenarbeit einigen und zeigten, worauf es allen Verhandlern in Wirklichkeit ankommt: Nicht das Wohl des Landes, sondern der Postenschacher stand wie üblich im Vordergrund. Die Roten „verstanden“ es wieder einmal am besten die Öffentlichkeit via Medien an ihren internen Machtkämpfen teilhaben zu lassen. Dennoch gab es meiner Meinung nach einen anderen Verlierer. Den Türkisen hätten in Relation der Mandate den Anspruch auf zehn und die Roten nur auf acht der insgesamt 21 Regierungsposten gehabt, aber sie gaben sich mit dem Bundeskanzleramt und acht weiteren Ministerien bzw. Staatssekretariaten zufrieden und überließen aus Angst vor Neuwahlen, bei denen sie nur noch mehr verlieren können, den Roten nicht nur das wichtige Finanzministerium, sondern ebenfalls acht weitere Posten. Insgesamt erinnert mich die Mischkulanz der neuen Koalition nicht an ein Zuckerl, sondern an einen Heringsschmaus mit Roten Rüben. Wenn man die Heringe, deren graue Schuppen meist schwarze Ränder haben und ein wenig türkis-bläulich schimmern, mit Joghurt und Rahm vermischt und dann ein paar Rote Rüben dazu gibt, kommt ein zuckerlrosa Salat zustande. Ob dieser Regierungs-Salat, dessen Zutaten im Unterschied zu obigen Rezept nicht nur farblich nicht miteinander harmonieren für unser Land bekömmlich ist, wird sich in den kommenden Jahren bis zur nächsten Wahl herausstellen.

3a_Rote_Rüben

Ganz anders hingegen war die Lage am 4. März 2025 beim gemeinsamen Heringsschmaus auf der Carolinen-Bude (Bild unten). Dr.cer. Archimedes, DDDr.cer. Brutus sowie Couleurdame (kurz: Cd) Margarethe und DDr.cer. Raffael bewiesen in bewährter Art, dass viele Köche nicht den Brei verderben, sondern für eine kulinarische Vielfalt an Heringssalaten sowie sonstigen Fisch-Spezialitäten sorgen, welche diesmal auch noch durch einen Aufstrich von Ks Beatrix ergänzt wurde.

3a_Heringschmaus

Zusätzlich musste Archimedes, der schon zuvor auch noch einige Kisten Bier besorgt hatte, weil die Vorräte auf beiden Buden sehr bescheiden waren, auch noch die Bar betreuen. Den Einkauf von Brot und Gebäck hatte der Autor dieser Zeilen übernommen. Alle Speisen des reichlich gedeckten Buffets haben den Teilnehmern der Veranstaltung, die von beiden Verbindungen sowie von Damen und Gästen gleichermaßen gut besucht war, hervorragend gemundet, wie die am Ende beinahe leeren Schüsseln zeigten. Im Verlauf des Abends hat Brutus – der, wie er selbst schon des Öfteren betont hat, die Überbewertung eigener Verdienste ablehnt – eine längere Ansprache über seine wichtige Rolle und die Bedeutung seiner Familie bei der Beschaffung der neuen Tegetthoff-Fahne im Jahr 1996 gehalten und seiner Gattin Ks Cd Elektra, der Fahnenmutter Tegetthoffs, zum bevorstehenden Geburtstag gratuliert, worauf mit Sekt angestoßen wurde. Danach wurden von AH Corvinus und seiner Frau Silvia noch die von ihnen gespendeten Faschingskrapfen als Nachspeise verteilt. Es war wieder einmal eine sehr gelungene Veranstaltung, die deutlich zeigte, dass die Leut‘ (bzw. Bundesbrüder und Gäste) gerne bei gutem Essen und Trinken zusammenkommen, und dass die Bewirtschaftung der Bar bzw. Kombüse daher durchaus auch der sozialen Komponente für das Funktionieren einer Gemeinschaft dient.

Text + Bilder: DDr.cer. Raffael

1)   Laut der Website des Österreichischen Parlaments betrug die Zeit der Regierungsbildung zwischen 6 Tagen (rot-blau 1983) und 94 Tagen (schwarz-blau/orange 2003). Die durchschnittliche Dauer seit 1979 betrug vor der aktuellen Wahl 61 Tage.

²)   Sowohl der ehemalige Bundeskanzler, als auch sein Nachfolger sind weder in meinem ein paar Jahre alten Gesamtverzeichnis des MKV, noch im aktuellen Online-GV zu finden – so viel zu „Farbe tragen heißt Farbe bekennen“. Den Zeitungen müssen offenbar andere Quellen zur Verfügung stehen.

zurück zur Startseite