Blech-Blog

Doppelt ist (nicht immer) besser

In Sicherheitsfragen bewähren sich doppelte Vorsichtsmaßnahmen, auch wenn diese mitunter als Bevormundung angesehen werden, wenn sie gesetzlich vorgeschrieben sind. In vielen anderen Bereichen ist ein „Doppelpack“ nicht immer die bessere Lösung, kann aber – richtig eingesetzt – sehr wohl Synergien bringen.

Normalerweise achte ich sehr darauf, Wiederholungen bei der Wortwahl für Überschriften (außer bei wiederkehrenden Kolumnen wie z.B. „Einen breiten Streifen“) möglichst zu vermeiden, was nach fünfeinhalb Jahren und mittlerweile mehr als 150 eigenen Beiträgen gar nicht so leicht ist. Diesmal habe ich aus gegebenem Anlass bewusst eine Ausnahme gemacht und die Kopfzeile eines lesenswerten Artikels von Dr.cer. Archimedes aus „Der BLECH-BOTE“ Nr. 3/2023 in abgewandelter Form wiederverwendet.

9b_Kufstein

9b_Hallstatt

Der primäre Grund für diese Überschrift ist leider sehr tragisch. Anfang September kamen in Lissabon 16 Personen ums Leben und zahlreiche weitere wurden teils schwer verletzt, nachdem das Zugseil der Standseilbahn gerissen und ein Wagen entgleist ist. In der Folge wurde darüber nachgedacht, ob bei uns die Gefahr besteht, dass sich ein derartiges Unglück wiederholt. Immerhin gibt es in Österreich mehr als 20 Standseilbahnen bzw. Schrägaufzüge wie z.B. in Kufstein und Hallstatt (siehe obige Bilder) oder wie die Festungsbahn in Salzburg bzw. die Schlossbergbahn in Graz, um nur einige der bekanntesten Beispiele zu nennen. Dem Vernehmen nach kann das aber bei uns nicht passieren, weil angeblich alle Systeme mit einem doppelten Sicherheitssystem ausgestattet sind und im Falle eines Seilrisses die automatischen Bremsen zum Einsatz kämen. Obwohl die Qualität der österreichischen Technik weltberühmt ist und heimische Hersteller Sessellifte und Seilbahnen in aller Welt bauen, können Unfälle nie gänzlich ausgeschlossen werden. Diese werden aber meist durch externe Ereignisse, wie z.B. umstürzende Bäume oder Kollisionen mit Helikoptern, ausgelöst.

Auch bei Passagierflügen wird großer Wert auf Sicherheit gelegt, weshalb Flugzeuge als äußerst sichere Verkehrsmittel gelten. Neben verschiedenen technischen Vorrichtungen sollte die Doppelbesetzung im Cockpit durch Pilot(in) und Copilot(in) der Gefahrenvermeidung und Vorbeugung von menschlichen Fehlern dienen. Der erhebliche Schaden an einer AUA-Maschine, welche durch ein Hagelgewitter geflogen ist, anstatt auszuweichen, ist angeblich auf eine Missachtung dieser Vorsichtsmaßnahme zurückzuführen, was allerdings noch Gegenstand von Untersuchungen ist. Für den normalen Straßenverkehr hat der Gesetzgeber bei Autofahrern doppelt – nämlich mit Airbag- und Gurtenpflicht – für deren Sicherheit vorgesorgt. Fahrer von einspurigen Kraftfahrzeugen leben hingegen gefährlicher, da nur der Kopf durch die Helmpflicht einigermaßen geschützt ist. Beim Skifahren und Snowboarden gilt die Helmpflicht jedoch nur für Jugendliche bis 15 Jahre und beim Radfahren gar nur für Kinder bis 12 Jahre. Wieso ältere Wintersportler bzw. Radler, die oft mit E-Bikes oder E-Scootern mit weit überhöhten Geschwindigkeiten unterwegs sind, ihr Hirn nicht mehr schützen müssen und dies laut einer Umfrage großteils auch nicht schützen wollen(!), ist nur dadurch zu erklären, dass sie keines haben.

Doppelt ist aber nicht in allen Fällen besser. Insbesondere im Lebensmittelhandel verleiten Sonderangebote wie „1 + 1 gratis“ dazu, infolge der vermeintlichen Ersparnis mehr einzukaufen, als man eigentlich benötigt. Dadurch landen in Österreich durchschnittlich Nahrungsmittel im Wert von etwa zwei Monatseinkäufen pro Haushalt im Müll, weltweit betragen die Lebensmittelabfälle angeblich sogar mehr als 40%. Gleichzeitig kommen immer mehr Menschen nicht mit ihren Einnahmen aus, was zumindest zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass sie nicht wirtschaften können. Besonders schwierig ist der gezielte und bedarfsgerechte Einkauf auch für Verbindungsveranstaltungen, insbesondere wenn den Verantwortlichen Erfahrungswerte fehlen und die Besucher sich nicht darauf verlassen können, ob Speisen angeboten werden. Dann gibt es manchmal zu wenig oder gar nichts zu essen und beim nächsten Mal bleiben Unmengen übrig, weil man aufgrund der schlechten Erfahrung lieber schon satt auf die Bude kommt und dann wider Erwarten doch gut gefüllte Kühlschränke vorfindet.

Auch in anderer Hinsicht ist doppelt bei Verbindungen nicht immer besser. Mein BLECH-BLOG vom 15. August mit dem Titel „Gemein und einsam? Oder gemeinsam!“ war offenbar missverständlich formuliert, wie mir manche Leserbriefe zeigten. Es war nicht gemeint, dass sich Carolina ausschließlich von Tegetthoff abhängig machen oder an TEW klammern soll, denn selbstverständlich sind Gäste von allen anderen Korporationen herzlich willkommen. Aber als Zeichen des gegenseitigen Respekts und der langjährigen Verbundenheit würde ich erwarten, dass der eine oder andere Tegetthoffer, der kein Doppelmitglieder ist, die Einladung als Gast an einer der wenigen Veranstaltungen auf der Carolinenbude teilzunehmen, annehmen sollte. Um Missverständnissen für die Zukunft vorzubeugen hat der AH-ChC der Carolina nach einem gemeinsamen ChC mit der Aktivitas der Tegetthoff beschlossen, nicht mehr alle Termine auf der TEW-Bude als „gemeinsam“ zu bezeichnen, sondern nur mehr zum „Besuch“ der Veranstaltungen der Freundschaftsverbindung anzuregen.

Das 201. Semester des Bestehens ist seit langem das erste, in dem der KÖML Tegetthoff wieder ein kompletter Aktiven-ChC zur Verfügung steht, und es begann gleich sehr vielversprechend! Am Freitag, den 12. Sept. 2025 wurde auf der TEW-Bude die Semesterantrittskneipe als Kreuzkneipe gemeinsam mit der Freundschaftsverbindung K.Ö.St.V. Normannia geschlagen. Der Beginn war – wie bei den meisten der kommenden Veranstaltungen – von der Aktivitas für 19:30 Uhr s.t. angesetzt worden und sie startete nahezu pünktlich. Das Doppelpräsidium hatten TEW-x Napoleon und sein Amtskollege von der Normannia inne. Unser Senior bewies aufgrund seiner Routine, dass er auch auf einer gut gefüllten Bude den Überblick behält und für Ordnung an der Kneiptafel sorgen kann. Die Doppelveranstaltung bewährte sich, da eine stattliche Abordnung der NMW diese Gelegenheit nutzte um Stärke zu demonstrieren und auf ihr bevorstehendes 105. Stiftungsfest hinzuweisen. Von Seiten der „Hausherren“ schaute die Situation etwas anders aus, da einige „Stammgäste“ teils aus beruflichen und teils aus gesundheitlichen Gründen fehlten. Unsere drei aktiven Burschen und die zwei anwesenden Füchse hatten alle Hände voll zu tun, die Altherrenschaft war leider äußerst spärlich vertreten. Nur die drei Doppelmitglieder Ph-x Newton, AH Corvinus sowie meine Wenigkeit (alle auch Carolinen) sorgten als Philister dafür, dass die Farben der Tegetthoff unter den deutlich mehr als 30 Kneipteilnehmern – darunter der hohe Bundessenior der Landsmannschaften in Begleitung einiger weiterer Vertreter unserer Mutterverbindung e.v. K.Ö.L. Maximiliana – nicht gänzlich untergingen. In den Reihen der Normannen befand sich Bb Dr.cer. Dietrich von Bern, was zu der außergewöhnlichen Konstellation führte, dass gemeinsam mit den drei oben erwähnten Bundesbrüdern die Altherrenschaft der Carolina zahlreicher als jene der Tegetthoff war. Obwohl keiner davon den weinroten Deckel trug, hat der hohe Senior die Carolinen freundlicherweise begrüßt und am Ende sogar die Burschenstrophe singen lassen.

9b_SAK-1

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Da die angekündigten Spefuchsen der Tegetthoff leider verhindert waren, gab es diesmal keine Reception und auch sonst keine Zeremonien im Officium. Dennoch war es dank einiger unterhaltsamer Lieder sehr abwechslungsreich und dauerte wegen der fröhlichen Stimmung und der ausgedehnten Colloquien infolge des guten Besuchs bis etwa 22:00 Uhr. Danach fand noch ein Inofficium statt, in welchem der Bb Capone das Präsidium übernahm und demonstrierte, dass auch er an dieser Stelle eine gute Figur macht. Der Höhepunkt des Inofficiums war eine Doppel-Branderung. Zuerst wurde unser Kf DerChef von FM Bb Grotius zum Präsidium geleitet und vorgestellt. Danach musste er das Glas mit einem von den Aktiven gebrauten und offensichtlich grauenhaft schmeckenden Brandergetränk leeren. Anschließend wurde er zur Befragung freigegeben und für sein Nichtwissen, dem Brauch entsprechend, von den Fragestellern kräftig geschwärzt. Obwohl er sich – wie bei der Rede zur Branderung erwähnt wurde – bei den jungen Schwarzen engagiert, wollte er nicht, dass davon Fotos gemacht werden. Anschließend wurde die Branderzeremonie mit einem Fuchsen der Normannia wiederholt, der jedoch nicht befragt wurde, dafür aber seine begrenzte Sangeskunst mit einem umso besser getexteten Lied nach einer EAV-Melodie zum Besten gab. Auf die zweifelhafte Ehre, das noch übler aussehende Brandergetränk der Normannia verkosten zu dürfen, habe ich als daran Unbeteiligter gerne verzichtet und mich nach diesem Programmpunkt um etwa 23:00 Uhr, noch vor dem Ende des Inofficiums nach Hause begeben.

Die fulminante Antrittskneipe hat bewiesen, dass es sich lohnt im Doppelpack gemeinsam mit möglichst vielen weiteren Gästen, statt einsam im eigenen kleinen Kreis, zu feiern.

DDr.cer. Raffael

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