Blech-Blog

Bruckner & Konsorten

Das Brucknerjahr 2024 ist ein willkommener Anlass sich mit diesem Komponisten und anderen musikalischen Themen auseinanderzusetzen.

Bruckne Denkmal

Ob Wilhelm von Tegetthoff ein Musikliebhaber war oder gar ein Instrument spielte, ist mir nicht bekannt. Ich vermute aber, dass ihm die in frühester Jugend begonnene Ausbildung zum Marine-Offizier– selbst wenn er eine musische Ader gehabt haben sollte – dazu keine Gelegenheit gelassen hat. Vermutlich wurden aber auf seinen Schiffen Seemannlieder gesungen, wobei das Lied „La Paloma“ nach der Hinrichtung Maximilian I., des Kaisers von Mexiko – dessen Leichnam von Vizeadmiral Tegetthoff auf der Novara nach Triest überführt wurde – nie mehr an Bord eines österreichischen Kriegsschiffes gespielt werden durfte.

Bei Carolina und Tegetthoff bin ich mir jedoch ziemlich sicher, dass es so gut wie keine Musikanten unter den Bundesbrüdern gibt. Abgesehen von BPh Aeneas, der unsere Gesänge bei der Lissa-Kneipe schon mehrmals auf dem Akkordeon begleitet hat und Dr.cer. Archimedes, der sein Flötenspiel des Öfteren in den Gottesdiensten von St. Thekla erklingen lässt, ist mir niemand bekannt, der ein Instrument beherrschen würde. Nur so ist es zu erklären, dass auf dem prächtige Stutzflügel, der seit vier Jahren unsere Bude ziert, noch kein einziges Mal ein Studentenlied gespielt oder gar ein Klavierkonzert zum Besten gegeben wurde. Das soll uns aber nicht daran hindern uns zumindest theoretisch (auf Basis von Informationen aus dem Internet, insbesondere von Wikipedia) mit einigen Musikern auseinanderzusetzen.

Anton Bruckner wurde am 4.9.1824 in Ansfelden, OÖ, als Sohn eines Dorfschullehrers geboren. Da zu dessen Pflichten auch kirchenmusikalische Dienste gehörten, erlernte der Sohn schon sehr jung verschiedene Instrumente und konnte schon mit etwa 10 Jahren auf der Orgel spielen. Mit 13 Jahren wurde er Sängerknabe im Stift Sankt Florian und später besuchte er das Lehrerseminar in Linz. Nach Abschluss seiner Ausbildung war er zehn Jahre lang, von 1845 bis 1855, Lehrer und Stiftsorganist in St. Florian. Danach gab er seine Lehrertätigkeit auf und wurde aufgrund seines virtuosen Orgelspiels Domorganist in Linz, wo er bis 1868 tätig war. Auch als Berufsmusiker bildete er sich ständig weiter und legte unter anderem an der Wiener Piaristenkirche Maria Treu eine Orgelprüfung ab, nach der einer der Lehrer angeblich gesagt hat: „Er hätte uns prüfen sollen“. 1868 übernahm Bruckner einen Posten als Professor am Wiener Konservatorium sowie die Hoforganistenstelle. In Wien war er bei manchen Kritikern wegen seiner Verehrung für Richard Wagner und vermutlich auch infolge seiner eher rustikalen Erscheinung sowie des von Zeitgenossen bisweilen als schrullig beschriebenen Verhaltens, nicht sonderlich beliebt. Während er einerseits als Orgelvirtuose sehr erfolgreich war und auch mehrere Konzertreisen ins Ausland unternahm, fanden seine Kompositionen anfangs wenig Anklang. Erst mit seiner 7. Symphonie, die in Leipzig uraufgeführt wurde, gelang ihm der große Durchbruch. Für sein „Te Deum“ in C-Dur wurde er von Kaiser Franz Joseph sogar mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet und durfte später mietfrei eine Wohnung im Schloss Belvedere beziehen, wo er am 11.10.1896 verstarb. Er wurde in der Karlskirche eingesegnet, aber – seinem Wunsch entsprechend – in der Stiftsbasilika von St. Florian bestattet.

Obwohl Anton Bruckner mehr als die Hälfte seines erwachsenen Lebens und den Großteil seiner Schaffenszeit als Komponist in Wien verbrachte, ist den meisten Menschen durch das Brucknerhaus in Linz und die Bruckner-Orgel in St. Florian nur seine oberösterreichische Herkunft bekannt. Über sein Privatleben findet man in den Biographien, dass er trotz seiner Erfolge sehr unsicher und einsam war. Er war fromm und lebte angeblich sehr bescheiden, wenn man von seinem bekanntermaßen sehr guten Appetit absieht. So soll er z.B. einmal im Gasthaus in St. Florian zwei doppelte Portionen Fleckerlspeis‘ gegessen haben, bevor er zum Abendessen ins Stift ging. In Linz ließ er sich laut Überlieferung nach drei Tellern Krebsensuppe noch zwei Portionen gefüllte Kalbsbrust servieren oder sich ein andermal als Nachspeis’ sechzehn große Zwetschkenpofesen gut schmecken. Über sein Musikschaffen zu schreiben, maße ich mir als musikalischer Laie nicht an. Der Vollständigkeit halber sei nur erwähnt, dass er neben etlichen kleineren Musikstücken und Chorwerken auch mehrere Messen sowie das bereits erwähnte Te Deum komponiert hat und der Nachwelt elf (bzw. neun von ihm selbst als solche anerkannte) Symphonien hinterließ.

Zur gleichen Zeit wie Anton Bruckner lebte und wirkte in Wien der Walzerkönig Johann Strauss (Sohn). Er wurde ein Jahr später, also 1825, geboren und wird daher vermutlich im nächsten Jahr Gegenstand eines ausführlichen Beitrags sein. An dieser Stelle sein nur ein Ereignis vorweg genommen, das heuer ein rundes Jubiläum feiert: Vor 150 Jahren, am 5. April 1874 wurde im Theater an der Wien seine Operette „Die Fledermaus“ uraufgeführt.

Rudolf Weinwurm

Ein niederösterreichischer Komponist, der etwas im Schatten seiner beiden berühmten Zeitgenossen stand und heute eher unbekannt ist, war Gegenstand eines Vortrages auf der Tegetthoffbude. Beim WA am 17.4.2024 mit dem Thema „Rudolf Weinwurm (1835-1911)“  referierte Kb Dr.cer. Falstaff (RGW) über diesen Freund Anton Bruckners, der in Scheideldorf (Gemeinde Göpfritz an der Wild) geboren wurde. Auch er war der Sohn eines Lehrers und begann seine musikalische Karriere als Sängerknabe, allerdings zuerst im Stift Zwettl und später als Hofsängerknabe in Wien, wo er das Piaristengymnasium besuchte und danach an der (alten) Universität Wien Jus studierte. Weinwurm war  Mitglied verschiedener Chöre und nachdem ihm die erste Chorleitung angeboten wurde widmete er sich ganz der Musik. Er war Mitbegründer des Wiener Akademischen Gesangsvereins, für den Johann Strauss (Sohn) den „Donauwalzer“ komponierte, der bei der Uraufführung im Jahr 1867 von Rudolf Weinwurm dirigiert wurde. Im Jahr darauf erhielt er von Kaiser Franz Joseph das Goldene Verdienstkreuz mit Krone verliehen. Er war aber auch Musikwissenschafter und Komponist. Bei einem Sängerbundfest in Linz gewann sein Chorwerk den ersten Preis vor jenem Anton Bruckners. Im Jahr 1879 komponierte er u.a. den Hymnus zum Makart-Festzug. Für uns als Couleurstudenten ist besonders interessant, dass  er in den Jahren 1879/80 das Commersbuch der Wiener Studenten musikalisch betreute, welches auch Kompositionen von ihm enthält. Weiters schrieb er die Melodie für ein „Ave Maria“ nach einem Gedicht von Kaiserin Elisabeth, welches beim Trauergottesdienst nach ihrer Ermordung zum ersten Mal gespielt und gesungen wurde.

Zum Auftakt unseres Wissenschaftlichen Abends wurde anstelle der sonst üblichen, einfallslosen Frankfurter eine auf die Waldviertler Herkunft des Komponisten abgestimmte Speise angeboten. Es gab eine köstliche, von Couleurdame Margarethe zubereitete Erdäpfel-Schwammerl-Suppe mit Waldviertler-Würstel und hausgemachten Bierweckerln, welche den Essern so gut geschmeckt hat, dass manche gleich mehr als eine Portion verzehrt haben. Vor dem bei uns ungewohnt pünktlichen Beginn des Vortrags verteilte Dr.cer. Falstaff von ihm selbst gezeichnete Portraitkarten mit dem Bild des Komponisten an die Anwesenden und er belebte seine perfekt gestalteten Power-Point-Präsentation mit mehreren kurzen Hörbeispielen sowie mit einigen Anschauungsobjekte  wie z.B. Noten, Bücher, Schallplatten, die er aus seiner privaten Sammlung mitgebracht hat. Weiters lud er uns dazu ein mit ihm das Lied „Verwundert hebt der Pruth im Schilf“ – dessen Text von Scheffel uns zwar aus dem Österreichischen Kommersbuch bekannt war – nach der ursprünglichen Melodie von Rudolf Weinwurm zu singen. Alles in allem war es eine überaus gelungene Veranstaltung, wenn man davon absieht, dass sie bedauerlicherweise relativ schwach besucht war. Das lag aber nicht (nur) daran, dass unsere lieben Bundesbrüder musikalische Banausen sind, sondern vor allem daran, dass sich die Hälfte der „Stammgäste“ aus unseren Reihen wegen akuter Erkrankungen oder aus beruflichen Gründen entschuldigen mussten. Dank einiger Kartellbrüder und Couleurdamen bzw. Kartellschwestern kamen aber zumindest ein Dutzend Zuhörer in den Genuss dieses interessanten und abwechslungsreichen Abends.

Text und Bild: DDr.cer. Raffael

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