Grundsatzprogramm der K.Ö.L. Carolina

Präambel

Die ka­tho­lisch-öster­rei­chi­sche Lands­mann­schaft Ca­ro­li­na im Aka­de­mi­schen Bund ka­tho­lisch-öster­rei­chi­scher Lands­mann­schaf­ten hat im Lauf ih­rer mehr als fünfzigjäh­ri­gen Ge­schich­te Glück und Leid so­wohl der Cor­po­ra­tion als auch der gan­zen Hei­mat er­lebt. Sie, die am 30. April 1936 ge­grün­det wur­de, um das An­den­ken des letz­ten öster­rei­chi­schen Kai­sers Karl I. zu bewa­hren, und de­ren Grün­dungs­se­ni­or auf das Un­recht hin­ge­wie­sen hat, das dem Kai­ser wi­der­fah­ren ist, nimmt mit Ge­nug­tu­ung zur Kennt­nis, daß die neue­re Ge­schichts­schrei­bung ein wesent­lich po­si­ti­ve­res Bild des letz­ten Herr­schers zeich­net und dad­urch die Auf­fas­sung un­se­rer Grün­der be­stä­tigt wird. Ca­ro­li­na wird daher nicht nur auch in Zu­kunft ih­rem Na­mens­pa­tron ein eh­ren­des An­den­ken be­wah­ren sowie Vor­ur­tei­le und Ver­leum­dun­gen be­käm­pfen, son­dern auch im Sin­ne der im fol­gen­den Pro­gramm de­fi­nier­ten Zie­le und Wer­te wir­ken.

(I) Religio

  1. Ca­ro­li­na be­kennt sich zum ka­tho­li­schen Chri­sten­tum und der da­raus ent­stan­de­nen ka­tho­l­ischen So­zial­leh­re. Der Frie­de in Frei­heit und Ge­rech­tig­keit ist eben­so wie ein ver­ant­wor­tungs­vol­ler Um­gang mit den Gü­tern der Er­de ein da­raus re­sul­tie­ren­der Grund­satz un­ser­es Wir­kens.
  2. Jeder Bun­des­bru­der ist ver­pflich­tet da­nach zu trach­ten, sich die Wer­te und Zie­le des Chri­sten­tums zu eigen zu ma­chen und sein Le­ben an die­sen Grund­sät­zen zu orien­tie­ren.
  3. Die An­nähe­rung der christ­li­chen Kir­chen ist uns ein ern­stes An­lie­gen, eben­so wie die To­le­ranz und der Re­spekt ge­gen­über an­de­ren Glau­bens­ge­mein­schaf­ten. Das än­dert aber nichts an dem Grund­satz, daß wir eine kat­ho­li­sche Ver­bin­dung sind und blei­ben wol­len.
  4. Ca­ro­li­ne sein heißt für uns auch, sich kri­tisch mit den Fra­gen des Glau­bens auf aka­de­mi­schem Ni­veau aus­ein­an­der­zu­set­zen.

(II) Patria

  1. Orien­tiert am Staats­be­griff der christ­li­chen So­zial­leh­re, be­ken­nen wir uns zum heu­ti­gen Öster­reich und ak­zep­tie­ren die der­zeit gel­ten­de Ver­fas­sungs­ord­nung.
  2. Wir be­grei­fen Öster­reich aber nicht als ein Ge­bil­de, das erst 1918 ent­stan­den ist, son­dern als eine jahr­hun­der­te­al­te Kul­tur­ge­mein­schaft, zu der je­de Epo­che nach ih­ren Mög­lich­kei­ten bei­ge­tra­gen hat. In die­sem Sin­ne eh­ren und schät­zen wir die Lei­stun­gen der ehe­ma­li­gen Herr­scher­häu­ser als Lei­stun­gen für Öste­rreich, von de­nen un­ser heu­ti­ger Staat in gro­ßem Ma­ße im­mer noch sei­nen Nut­zen zieht.
  3. Im Wis­sen um das ge­wal­ti­ge hi­sto­ri­sche Er­be se­hen wir Öster­reichs Ver­pflich­tung für ein Eu­ro­pa auf der Ba­sis gleich­be­rech­tig­ter, de­mo­kra­ti­scher Staa­ten, die ih­ren Bür­gern min­de­stens den in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Ka­ta­log an Grund­rech­ten ge­wäh­ren. Die Über­win­dung der Pakt­gren­zen zwi­schen Ost und West se­hen wir als eine Ver­pflich­tung für den Frie­den in Eu­ro­pa und in der Welt.
  4. Öster­reichs Neu­tra­li­tät im­pli­ziert des­sen Ver­tei­di­gungs­be­reit­schaft; wir ver­lan­gen da­her von je­dem Bun­des­bru­der das Be­kennt­nis und sei­nen Bei­trag zur Um­fas­sen­den Lan­des­ver­tei­di­gung. Wir tre­ten für eine aus­rei­chen­de Aus­rü­stung des Bun­des­hee­res, für ef­fi­zien­ten Zi­vil­schutz und Fe­sti­gung der gei­sti­gen Landesver­tei­di­gung ein.
  5. Das Bekenntnis zu Österreich verlangt von jedem Einzelnen Engangement und Einsatz in Staat und Gesellschaft. Die Corporation enthält sich jeder par­tei­po­li­ti­schen Ak­ti­vi­tät. Un­se­re Bun­des­brü­der kön­nen nur sol­chen po­li­ti­schen Par­tei­en und Or­ga­ni­sa­tio­nen an­ge­hö­ren bzw. die­se un­ter­stüt­zen, die den Ziel­set­zun­gen der Ver­bin­dung und des aka­de­m­ischen Bun­des der ka­tho­lisch-öster­rei­chi­schen Lands­mann­schaf­ten nicht wid­er­spre­chen.

(III) Scientia

  1. Wir ver­ste­hen uns als aka­de­mi­sche Cor­po­ra­tion und rich­ten un­ser Ver­bin­dungs­le­ben da­nach aus. Grund­sätz­lich ist ein aka­de­mi­sches Stu­di­um Vor­aus­set­zung für die Mit­glied­schaft. Je­den­falls ge­hen wir vom ent­spre­chen­den Ni­veau als einer un­ab­ding­ba­ren Vor­aus­set­zung aus.
  2. Wir er­war­ten von un­se­ren Bun­des­brü­dern ein ge­wis­sen­haf­tes Stu­di­um und ste­ti­ge Wei­ter­bil­dung.
  3. Es ist Pflicht, daß je­der Bun­des­bru­der sei­ne Fä­hig­kei­ten zum Wohl der Ge­mein­schaft ein­bringt und sie un­se­ren Zie­len und Wer­ten nütz­lich macht.
  4. Im Be­reich der Uni­ver­si­tä­ten und Hoch­schu­len se­hen wir eines un­se­rer wich­tig­sten Wir­kungsgebiete

(IV) Amicitia

  1. Al­le Bundes­brü­der sind ein­an­der zu Re­spekt und Ach­tung in brü­der­li­cher Freund­schaft ver­pflich­tet.
  2. Aus der Le­bens­freund­schaft ent­springt ein be­son­de­res Ge­mein­schafts­ver­hält­nis, wel­ches Grund­la­ge der Be­geg­nung ist. Die Ver­pflich­tung zu ge­gen­sei­ti­ger För­de­rung und Un­ter­stüt­zung kann und darf aber nie­mals zu un­ge­recht­fer­tig­ter Be­vor­zu­gung füh­ren.
  3. Den Mit­glie­dern an­de­rer Bun­des­cor­po­ra­tio­nen be­geg­nen wir mit der glei­chen Ein­stel­lung wie den eige­nen Bun­des­brü­dern. Als Ba­sis für ein har­mo­ni­sches Zu­sam­men­le­ben im aka­de­mi­schen Bund ka­tho­lisch-öster­rei­chi­scher Lands­mann­schaf­ten se­hen wir die Gleich­be­rech­ti­gung der Lands­mann­schaf­ten und die da­raus re­sul­tie­ren­den Rech­te und Pflich­ten.
  4. Das brü­der­li­che Ver­hält­nis zu den an­de­ren Bundes­cor­po­ra­tio­nen ver­pflich­tet uns aber nicht, auch im­mer de­ren Mei­nung und An­schau­ung zu tei­len. Wir se­hen viel­mehr eine Chan­ce für die Ver­wirk­li­chung der über­ge­ord­ne­ten Zie­le und Wer­te in den ver­schie­de­nen Nu­an­cen hin­sicht­lich ein­zel­ner Grund­sät­ze und be­grü­ßen die Viel­falt der Ide­en in der Ein­heit des Bun­des.
  5. Als Bun­des­cor­po­ra­tion er­wach­sen uns aus den Ver­bän­de­ab­kom­men mit ÖCVMKV und ÖKV (Nachtrag: Mit­tler­wei­le auch VfM und VCS) Pflich­ten und Rech­te. Als gleich­be­rech­tig­te Part­ner im Rah­men die­ser Ab­kom­men ver­su­chen wir, un­se­ren Bei­trag zu ka­tho­li­schen Farb­stu­den­ten­tum un­ter Be­to­nung un­se­rer Eigen­stän­dig­keit nach be­sten Kräf­ten zu lei­sten.

(V) Leitlinien des Verbindungslebens

  1. Die ak­ti­ve Teil­nah­me der Alt­her­ren­schaft am Ver­bin­dungs­le­ben ist es­sen­tiel­ler Be­stand­teil der Ver­wirk­li­chung des Cor­po­ra­tions­ge­dan­kens. Eine we­sent­li­che Auf­ga­be der Alt­her­ren­schaft ist die Ge­währ­leis­tung der Kon­ti­nui­tät der Cor­po­ra­tion, wel­che ins­be­son­de­re die Teil­nah­me von Al­ten Her­ren an Con­ven­ten ver­langt.
  2. Die Ak­ti­vi­tas stellt den Kern des Verbin­dungs­le­bens dar. Die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung des­sel­ben ob­liegt dem Char­gen-Ca­bin­ett.
  3. Die Kei­lung als Grund­la­ge des Fort­be­stan­des der Cor­po­ra­tion ist Pflicht je­des ein­zel­nen Bun­des­bru­ders.
  4. Dem Selbst­ver­ständ­nis als aka­de­mi­sche Cor­po­ra­tion ent­springt die Ver­pflich­tung zu Pfle­ge des stu­dent­i­schen Brauch­tums und Lied­gu­tes.
 

(VI) Schlussbestimmungen

  1. Die­ses Pro­gramm stellt den Maß­stab für al­le Hand­lun­gen der K.Ö.L. Ca­ro­li­na so­wie ih­rer Mit­glie­der kon­form den Be­stim­mun­gen der Sta­tu­ten und der Ge­schäfts­ord­nung dar. Bei Un­klar­hei­ten hat dies im Ein­zel­fall be­ur­teilt zu wer­den.
  2. Auf­bau­end auf die­ses Grund­satz­pro­gramm ist vom je­wei­li­gen ChC für sei­ne Amts­pe­rio­de ein Ar­beits­pro­gramm zu er­stel­len.

Die­ses Grund­satz­pro­gramm wur­de am Cu­mu­la­tiv-Con­vent vom 21. April 1987 be­schlos­sen.